Geschichte
Liebe Gäste,
die Geschichte des ersten Augustiner Stammhauses reicht zurück bis Ende des 13. Jahrhunderts. Genauer gesagt bis zum 4. Mai 1294, als an der „Neuhauser Gasse“ der Grundstein für das Augustiner Kloster auf dem Haberfelde gelegt wurde.
Das Jahr 1328 ist für die Augustiner Brauerei gleich von doppelter Bedeutung. So ist es urkundlich verbrieft, dass zu jener Zeit von den Mönchen bereits ein Brauhaus betrieben wurde. Dies wiederum bedeutet, dass die Augustiner Brauerei „Münchens ältester Bräu“ ist.
1372 - 1600
Anno 1372 wohnten in München 11.500 Menschen, und es gab bereits 21 Brauer. Einige Jahrzehnte später, im Jahr 1502, waren es bereits 39 Münchner bürgerliche Brauereien. Und 1600 sind es gar 74 bürgerliche Brauereien – plus sechs Klosterbrauereien –, zu denen natürlich auch die Augustiner Brauerei zählte. Während sich also die Anzahl der Brauereien innerhalb von fast zwei Jahrhunderten fast verdreifachte, stieg Münchens Einwohnerzahl lediglich auf 18.000 an.
1784
16. Januar 1784 – Da die Augustiner Mönche wiederholt Bier innerhalb und außerhalb des Klosters ausgeschenkt haben sollen, beschweren sich die bürgerlichen Brauer bei der Stadt. Angeblich sollen die Mönche sogar eine Gaststube eingerichtet haben. Dass die Administration schon damals nicht zimperlich war, belegt die Tatsache, dass man den Augustiner Mönchen im Wiederholungsfalle eine Strafe von 100 Dukaten oder das Herausreißen der Braukessel angedroht hatte.
Interessant an diesem Vorgang ist allerdings, dass die Wittelsbacher Herzöge bis 1589 selbst fleißig bei den Mönchen das so geschätzte, starke Bier bestellten. Erst durch das eigene Bräuhaus wurde dies dann überflüssig.
1791
Im Jahr 1791 rügte dann aber selbst Kurfürst Karl Theodor öffentlich die Augustiner Mönche. War ihm doch zu Ohren gekommen, dass deren Bier vor Ort in Strömen fließen soll und manch ein Mönch nicht mehr seinen geistlichen Pflichten nachkam. Das Bräuhaus, welches nun das Ausschankrecht besaß, diente damals bereits den Bäckerknechten als Versammlungslokal. Von Einheimischen und Auswärtigen wurde es ebenfalls wegen seiner Geselligkeit und Gemütlichkeit sehr geschätzt.
1802 - 1803
Um 1802 kommt in Bayern die Säkularisation vollends zum Tragen, was dazu führt, dass zahlreiche Klöster aufgelassen werden und der Besitz ans Herrscherhaus übergeht oder veräußert wird. 1803 trifft es dann auch das Augustiner Kloster. Die Brauerei wird aber noch einige Jahre staatlich weitergeführt.
1817
1817 erfolgt der dringend notwendige Umzug ins neue Stammhaus der Augustiner Brauerei, direkt in die Neuhauser Straße 16. Die neuen Besitzer und Wirte, Georg Gröber und Baptist Lankes, beides Berufsfischer, verstanden sich allerdings weniger aufs Bierbrauen, sodass nur zwölf Jahre später ein weiterer Besitzerwechsel anstand. Dieser sollte dann aber die Geschicke der Brauerei bis heute beeinflussen.
1829
Denn mit Anton und Therese Wagner übernahm am 5. März 1829 ein gestandenes Brauer-Ehepaar – Freisinger Hagenbräu – den Augustiner Bräu. Von nun an sollte auch Münchens älteste Brauerei in bürgerlichem Besitz sein. Das Bier war nach wie vor sehr beliebt und sorgte für ein florierendes Geschäft, was dazu führte, dass man nach und nach die Nachbarshäuser aufkaufte und die alte Brauerei vergrößerte.
1844
1844 herrschte große Trauer, da der Bräu Anton Wagner verstarb. Fortan stand nun mit Therese Wagner eine Frau an der Spitze einer der wichtigsten Münchner Brauereien. Und sie trug maßgeblich dazu bei, dass es weiter voranging. So übernahm sie 1845 den benachbarten Unterkandlerbräu.
1852
Therese Wagner war eine Unternehmerin mit Visionen, darum ließ sie im Sommer 1852, hier im zweiten Augustiner Stammhaus, ein neues Sudwerk samt Dampfmaschine und -kessel aufstellen. Dieser Schritt veränderte die Bierproduktion komplett, vom handgemachten zum industriellen Bier.
1857 - 1858
Schnell wurde es aber auch in der Neuhauser Straße zu eng. Und so erwarb sie 1857 den Butlerkeller. Dieser lag damals noch außerhalb der Stadt, an der Landsberger Straße. Nur ein Jahr später, 1858, verstarb Therese Wagner. Der erfolgreiche Fortbestand der Brauerei sowie der Bierhalle war aber gesichert, da ihr ältester Sohn Joseph die Geschäfte übernahm.
1883 - 1890
Unter seiner Ägide entwickelte sich das Gelände des ehemaligen Butlerkellers – 1883 bis 1890 – zu einer hochmodernen Braustätte. Dies bedeutete zugleich, dass die Bierproduktion nach und nach von der beengten Innenstadt hinaus auf die Schwanthalerhöhe zog und sich das Augustiner Stammhaus mehr und mehr zum Wirtshaus wandelte.
Schon gewusst?
Das gesamte Ensemble der Augustiner Brauerei (Landsberger Straße 31–35) ist die einzige komplett erhaltene Münchner Braustätte aus dem 19. Jahrhundert.
1895 - 1897
Mit dem Auszug der klassischen Brauerei sollte auch ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Augustiner Stammhauses beginnen. Den Auftrag dazu, den gesamten Häuserkomplex in der Neuhauser Straße 22 neu zu gestalten, erhielt 1895 kein Geringerer als Emanuel von Seidl. Von 1896 bis 1897 entstand an diesem Ort ein neues Bierausschankgebäude mit Gasthaus, das unter den Namen „Zum Augustiner“ und „Augustiner Großgaststätten“ berühmt wurde.
Schon gewusst?
Der Münchner Emanuel von Seidl (1856–1919) galt in seiner Zeit als einer der Villenarchitekten Süddeutschlands. Zu seinen Bauten zählt die Seidlvilla genauso wie das Elefantenhaus im Tierpark Hellabrunn. Ein erstes bemerkenswertes Ausrufezeichen setzte er 1897 mit dem legendären Muschelsaal des Augustiner Stammhauses – den Sie noch heute bewundern können.
1972
Olympische Sommerspiele 1972 in München, eine Stadt ist im Aufbruch und München bekommt seine erste Fußgängerzone. Damit erhält das Augustiner Stammhaus neben seinem wunderschönen Arkadengarten eine zweite Freischankfläche inmitten der Stadt.
1984
Wir, die Familie Vollmer, sind nun seit 1984 Pächter eines der traditionsreichsten Wirtshäuser der bayerischen Landeshauptstadt. Für uns ist das fast 200 Jahre alte zweite Augustiner Stammhaus weit mehr als nur eine Gaststätte. Es ist auch ein Stück Zuhause geworden. Darum fühlen wir uns der Tradition des Hauses wie auch der oft gerühmten bayerischen Wirtshauskultur aufs Tiefste verpflichtet.